Vom 22. – 24. Juni 2012 fand auf dem Herrenhof Salderatzen das Kurzfilmfestival Wendland Shorts statt. Im Wettbewerb laufen dabei nicht nur Kurzfilme, es gibt im Autoren-Camp auch die Möglichkeit, Serienkonzepte einzureichen, die in der Woche vor dem Festival ausgearbeitet und in Teilen gedreht werden. Geleitet wird der Dreh von Jan-Georg Schütte, dem Regisseur von „Die Ehrlichen“, der nicht mit ausgearbeiteten Dialogen, sondern mit Improvisation arbeitet. Ein grundsätzlich sehr spannender Ansatz, der jedoch gewisse ästhetische Beschränkungen nach sich zieht.
Die Anforderungen an die Autoren sind folgende:
• Ein Konzept für eine Crossmedia Serie
• Engagierte und offene Autoren, die Lust haben, ihre Geschichten einmal schnell und unkonventionell umgesetzt zu sehen
• Entwürfe für Spielszenen, die unaufwendig mit einem kleinen Ensemble von Schauspielern umgesetzt werden können
• Möglichst ausführliche Rollenprofile der beteiligten Figuren (ggf. Anpassung an die verfügbaren Schauspieler)
• Möglichst klare Aufgaben/Ziele für die Figuren in ihrem Leben und in den jeweiligen Szenenaufstellungen
• Möglichst kleines Spielensemble. In den kleinen 3-minütigen Szenen sollten sinnvollerweise nicht mehr als 3 Personen agieren
• Möglichst wenige Ortswechsel
• Gerne verborgene Tretminen, die die Handlung überraschend in eine andere Richtung treiben können. Diese Tretminen sollten im Idealfall nur der Regie bekannt sein
Ein ziemlich einzigartiger Ansatz, der dieses Jahr noch vom gewählten Thema getoppt wurde: es ging um Webserien-Konzepte und ihre crossmediale Auswertungsmöglichkeit. Gemeinsam mit Solveig Willkommen (Sat 1/Pro 7) und Maike Petersen (Medienboard Berlin-Brandenburg) saß ich in der Jury dieses Autoren-Wettbewerbs und verbrachte ein wunderbares Wochenende im Wendland, das uns allerdings vor eine äußerst schwierige Entscheidung stellte, denn Weydemann Bros. hatte sehr gut ausgewählt – alle drei vorgestellten Konzepte und Präsentationen überzeugten.
Die Gewinner
Am Samstag Abend pitchten Christian Riedel, die Autorin Barbara Minden und die Journalistin Franziska Hessberger ihre Ideen auf sehr unterschiedliche Art und Weise – von komplett durch inszenierter Performance über Film pur, hin zu einem sehr persönlichen Ansatz, der Film nur sparsam einsetzte. Danach waren die Jury dran. Unsere Kriterien bei der Preisvergabe waren Geschichte, Klarheit des Konzepts, sein Potenzial (was Story, Reichweite und Finanzierbarkeit betrifft), die Möglichkeit cross- bzw. transmedial zu arbeiten, das Mitdenken der Zielgruppe und eines möglichen Geschäftsmodells. Wie schwierig es ist, innerhalb so kurzer Zeit nicht nur eine überzeugende Story zu entwickeln, sondern auch die crossmediale Konzeption und ihre möglichen Fallstricke wie die Verwischung von Fiktion und Realität bei heiklen Themen, die Fragen nach dem richtigen Einstieg, der passenden Plattform und der Publikumsfindung, zeigten die Nachfragen des Publikums.
Das zweiwöchige Schreibstipendium im Wendland gewann schließlich Franziska Hessbergers Idee, wobei die Entscheidung wie gesagt schwer fiel, da alle drei sehr gute Geschichten entwickelt hatten.
Auch die Jury des Kurzfilm-Wettbewerbs diskutierte zwei Nächte lang. Am Ende bekam die Komödie „I have a Boat“ (von Nathan Nill) den Preis für die besondere Leistung, Rosa Hanna Ziegler wurde für das Potenzial ihres Pitchs lobend erwähnt, den Preis für den besten Pitch (auch eine sehr gute Kategorie) gewann der Drehbuchautor Sebastian Heeg, „Das Interview“ von Sebastian Marka erhielt den Publikums-Storch und „Teardrop“ von Damian John Harper (im Bild sitzend mit Sonnenbrille“ durfte den goldenen Storch mit nach Hause nehmen.
Ein kleines, aber feines Festival, das mir großen Spaß gemacht hat!