Am Donnerstag fand die Kreativ Lounge, eine Veranstaltungsreihe des MIZ-Babelsberg, zum zweiten Mal statt. Moderiert von Michael Praetorius finden sich 4-5 Gäste an einem ovalen Tisch ein und diskutieren eine Stunde lang über ein Schwerpunktthema, wobei die Diskussion via Youtube Livestream sofort übertragen wird – eine Talkshow fürs Internet, wenn man so möchte.
Zum Auftakt ging es um Sinn und Unsinn von Fernsehen, vorgestern war das Thema „Transmedia Storytelling – ein roter Faden durch alle Medien“; als Gäste mit dabei: Philipp Zimmermann (freier Autor, u.a. an „Wer rettet Dina Foxx? beteiligt), Michael Luda (Geschäftsführer Bastei Media), Guido Bülow (Distributionsmanager swr, aktuell Tatort+), Sebastian Wehner (Wolkenlenker/Wimmelburg) und ich als Vertreterin von imaginary friends und als Gründerin des Transmedia Storytelling Verlags Das wilde Dutzend, was leider in der Vorstellungsrunde vergessen wurde.
Transmedia Storytelling in Deutschland
Vorab stellte ich auf Facebook die Frage, ob es in Deutschland denn überhaupt schon transmediale Storytelling-Projekte gebe. Die Antworten fielen zwar positiv aus, richtige Beispiele wurden jedoch nicht genannt. Im Einspieler brachte das MIZ schön auf den Punkt, wo die aktuelle Diskussion hierzulande festhängt (oder hingeht): was ist Transmedia im Gegensatz zu Crossmedia? Die Meinung vieler Medienmacher ist: Hauptsache die Inhalte stimmen und es verkauft sich, wie man es genau nennt und was man genau macht, ist dann schon nicht so wichtig.
Das ist eine sehr pragmatische Herangehensweise. Ich finde eine genaue Definition von Transmedia Storytelling wichtig, weil sich hier eine neue Gattung etablieren kann, die fernab des Marketinglabels ganz neue Bindungen zwischen der Geschichte und ihren Lesern, Zuschauern, Spielern oder Nutzern entstehen lässt. Wer behauptet, dass das ein alter Hut sei, unterschätzt die disruptive Kraft des Internets. Schon immer gehörten zu Geschichten nicht nur AutorInnen, sondern auch das Publikum, denn erst in den Köpfen „der Anderen“ beginnen sie zu leben. Das ist also nicht neu, neu ist aber, dass ein Massenmedium als Rückkanal zur Verfügung steht, ein Medium, das es allen Menschen mit Internet-Zugang ermöglicht, zu Schöpfern bzw. zu „Prosumenten“ zu werden.
Doch zurück zur Diskussionsrunde. Die Unterscheidung zwischen Cross- und Transmedia verschwamm hier, weil der Begriff nicht klar genug definiert wurde.
Eine Definition von Transmedia Storytelling
Wie lässt sich Transmedia Storytelling denn nun definieren?
Nimmt man Henry Jenkins Grundlage, kombiniert sie mit den Anforderungen, die die Producers Guild of America (PGA) stellt und der Radikalität von Steve Peters (No Mimes Media), kommt man zu folgender Definition:
Transmedia Storytelling heißt, die Teile einer Geschichte sinnvoll auf mindestens drei unterschiedliche Medien zu verteilen, wobei jedes Medium seine spezielle Stärke beiträgt und als eigener Teil funktioniert. Originär transmediale Erzählungen sind von Anfang an so konzipiert – und nicht im Nachhinein adaptiert.
Dina Foxx ist so ein Beispiel, Das wilde Dutzend auch, der diesjährige tatort+ und natürlich die ARGs, die die Agentur vm-people realisierte, für die mein Kollege Patrick Möller diese Abteilung aufbaute. Hauptauftraggeber für Alternate Reality Games waren übrigens Verlage, die damit bestimmte Titel bewarben. Aktuell sind gerade die Dokumentarfilmer sehr an transmedialen Konzepten interessiert, international gibt es mehr und mehr journalistische Arbeiten, die transmedial funktionieren und in der deutschen Fernsehlandschaft sind der swr, arte und die Produktionsfirmen zero one und Gebrüder Beetz Vorreiter, wenn es um transmediale Experimente geht. Was mir hier noch fehlt: die Kultur der Macher, die sich weniger über Technik und große Budgets, die momentan noch meist an Film oder TV gekoppelt sind, definieren, sondern die mit den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen professionell arbeiten. YouTube, Twitter, Facebook, Events, Geocaching, Hangouts usw. – es gibt viele Möglichkeiten, Geschichten transmedial zu erzählen, es braucht dafür Zeit (meist mehr Zeit als man denkt), eine gute Geschichte, genaue Planung und möglichst einige Helfer.
Fazit der Kreativ Lounge
Mein persönliches Fazit: es war ein sehr interessanter Austausch, wir haben ein bisschen zuviel über Technik, Gamifizierung sowie die Verschränkung von Fiktion und Realität, wie sie vor allem bei ARGs passiert, und zu wenig über Geschichten und wirkliche transmediale Projekte aus Deutschland gesprochen. Mal sehen, ob es in einem Jahr vielleicht eine Wiederholung gibt und wir dann schon mehr über gelungene Produktionen reden können.
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Ausblick
Am 11. Juni startet auf ununi.tv eine neue Reihe rundum Transmedia Storytelling. Patrick und ich werden alle zwei Wochen einen Gast eines möglichst aktuellen transmedialen Projekts einladen, um 15 Minuten lang über Projekt und Transmedia Storytelling an sich zu sprechen.
Kommentare
3 Antworten zu „Transmedia Storytelling-ein roter Faden“
[…] ist gut), sondern anzufangen. Nachdem ich mich gerade darüber geärgert habe, dass wir es in der Kreativ Lounge verpasst haben, zu definieren, ist diese Perspektive erholsam. Wie Phillips aber auch erwähnt: die […]
[…] Am Donnerstag fand die Kreativ Lounge, eine Veranstaltungsreihe des MIZ-Babelsberg, zum zweiten Mal statt. […]
[…] Imaginary Friends haben einen guten Beitrag über die Situation von Transmedia Storytelling gebloggt… […]