Gestern zog sich das Thema „Storytelling“ durch den vollgepackten, spannenden re:publica 2012 Tag.
Los ging es bereits mit der Session von Ivan Sigal und Bjarke Myrthu , die unter dem Motto Visual Storytelling stand. Neue Trends sollten vorgestellt werden, wobei sich die beiden vor allem auf Video-Inhalte im Netz bezogen. Es war eine solide Einführung für Einsteiger, die insbesondere auf interaktive Produktionen des Kanadischen Filmboards wie Bear 71 oder Welcome to Pine Point verwies.
Eigentlich ist die Technik ja inzwischen so weit voran geschritten, dass jetzt auch die Inhaltsproduzenten, also die Mehrheit der Storyteller, Autoren und Regisseure nachziehen könnten. Dass die Session so proppenvoll war, beweist denke ich, wie groß das Interesse am Thema Geschichtenerzählen mit neuen Techniken momentan ist; allerdings seien die vorhandenen Tools bislang noch zu kompliziert und zu teuer, meinten die Vortragenden, um Formate wie Bear 71 oder Pine Point einfach herzustellen. Mit etwas Phantasie und technischem Knowhow kann man das aber ohne weiteres bis zu einem gewissen Grad umgehen – und vermeidet so auch, in neue Standards und Gerüste zu verfallen, die den Reiz interaktiver Formate vermutlich relativ schnell erlahmen lassen. Insofern bin ich sehr gespannt, wie ihre eigene Plattform StoryPlanet sich entwickeln wird (konnten sie leider wegen des Wlan-Ausfalls nicht präsentieren).
Klassentreffen
Im Anschluss wollten Patrick und ich uns eigentlich noch viele andere Sessions anhören, doch der viel beschworene „Klassentreffen“-Charakter der #rp12 holte uns ein. Es galt neue spannende Projekte wie z.B. mit Frank Tentler zu besprechen, wir haben bei der ARD vorbeigeschaut, Kaffee mit Christoph Deeg, Wibke Ladwig, Steffen Meier, Stefanie Leo, Heike Schmidt, Susanne Bühler, Christine Kolbe, Christian Cogries, Amos, Hie-suk Yang,… getrunken und viele Leute wie Christine Weitbrecht zum ersten Mal live gesprochen. Ja, und dann war es auch schon Zeit, mit Philipp Zimmermann, Kristian Costa-Zahn, Maike Coelle, Katharina Kokoska und Gregor Sedlag unsere Vorstellung des Transmedia Manifests vorzubereiten.
Entstanden für die Frankfurter Buchmessen-Konferenz StoryDrive 2011 weckte es das Interesse vieler #rp12 Besucher – das (nicht von uns!) deklarierte Einsteiger-Level hielt es aber nicht unbedingt. Hintergrund des Manifests ist natürlich, den Begriff als eigenes Genre zu definieren und ihn auch von den vielen Cross- und Transmedia-Versuchen*, die im Moment nicht nur durch die Fernsehlandschaft geistern, abzugrenzen. Patrick und ich gestalteten die Einführung mit zwei Beispielen, die in den letzten Jahren für Furore sorgten. Zum einen ist das (immer noch) die Case Study des ARGs „Why so serious?“ zum Film „Dark Knight“, und zum anderen die neue BBC-Produktion „Sherlock“, in der sowohl Sherlock als auch Watson bloggen – und ihre in der Serie erstellten Inhalte tatsächlich zeitgleich auf ihren Webseiten auftauchten. Was verstehen wir darunter und was wollen wir? Uns geht es darum, das Erlebnis von Geschichten zu erweitern, immersive einzigartige Experiences zu schaffen, an denen Menschen partizipieren können. Wer noch Fragen zum Manifest oder auch zu Patricks und meinem Ansatz hat: Wir diskutieren heute gerne mit Euch weiter, twittert uns an und schreibt uns!
Transmedia Storytelling Berlin auf der #rp12
Im Anschluss an diese Session fand dann noch das Transmedia Storytelling Berlin Treffen statt – zum ersten Mal im Rahmen der re:publica, was uns sehr freute, vielen Dank! Dieses monatliche, von Patrick und mir initiierte Treffen, dient zum Austausch von Transmedia-Praktikern. Unterschiedliche Experten geben mit Kurzvorträgen Impulse für die anschließende Diskussion. Schwerpunkt-Thema dieses Mal war Location Based Storytelling. Nach unserer kurzen Einführung stellten Anne-Katrin Ulrich und Bernd Seveke von sprylab ihre App tripventure vor (Disclaimer: wir haben für diese App gerade eine Story geschrieben, sprylab sind also Kunden der imaginary friends). Fazit: Schnitzeljagden, die von einer Story getrieben sind und spielerische Mechanismen wie Rätsel, GeoCaching oder Interaktion mit Charakteren, die über Augmented Reality Animationen auf dem Smartphone oder Tablet eingeblendet werden machen unheimlich Spaß – sind vom Entstehungsprozess aber sehr komplex. Um eine Story möglichst interaktiv zu gestalten, muss man als Autor einen Weg finden, den Überblick über die logische Entwicklung der Geschichte behalten, während die Software so programmiert werden muss, dass sie sich merkt, wenn Figuren schon befragt wurden (beispielsweise), dass es also zu Lernprozessen kommt. Wir freuen uns jedenfalls schon sehr auf den Launch der Beta-Phase von tripventure und auf die anderen Apps und Services, die zum Teil auch gerade in den Startlöchern stecken oder schon länger mit ähnlichen Konzepten experimentieren (auf Pearltrees haben wir eine Übersicht erstellt, die wir regelmäßig aktualisieren). Unser nächstes Transmedia Storytelling Berlin Treffen findet übrigens zum Thema „How Education become more gameful“ am 5. Juni 2012 in der turnhalle in Friedrichshain statt. Gast wird (via Skype) Jeff Watson sein, der für seine Studenten ein interaktives Lernspiel entwickelt hat. Wir freuen uns über viele neue Gäste, und wären dankbar, wenn ihr euer Interesse hier bekunden könntet, damit wir den Raum gegebenenfalls vergrößern können. (Und dazwischen sind wir noch zu Gast beim E-Book-Treffen in Hamburg, wo wir am 14. Mai über Transmedia Storytelling in Ebooks sprechen werden)
Jetzt freuen wir uns auf einen weiteren, spannenden #rp12 Tag und hoffen auf ganz viel ACT!ON!
*Peter Kasza hat übrigens auf seinem Blog alle gestern vorgestellten TV-Produktionen, die mit Cross- oder Transmedia experimentieren, aufgelistet.
Kommentare
Eine Antwort zu „ACT!ON! re:publica 2012 #rp12“
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